Unsere Italienreise

Über Ravenna nach Umbrien, an die Riviera und nach Turin
Im Mai 2006

Autor: Klaus Donndorf

In den vergangenen drei Jahren haben wir unsere grösseren Reisen im Mai / Juni jeweils als fast reine »Bildungsreisen« geplant und durchgeführt. Und das bedeutete viele Autokilometer - es kamen 6 - 7000 Kilometer zusammen - und damit einen nicht unerheblichen Stress. Das wollten wir dieses Jahr ganz anders machen und neben etwas Bildung auch ans Relaxen denken. Und deshalb sah unsere Reiseplanung diesmal so aus (she. auch Kartenausschnitt rechts):

1. Tag: Anreise nach Stephanskirchen / Übernachtung
2. Tag: Cortina d'Ampezzo / Übernachtung
3. - 4. Tag: Ravenna / Stadtbesichtigung
5. - 12. Tag: Umbrien / Perugia
13. - 20. Tag. Forte dei Marmi / Badeurlaub
21. - 22. Tag: Turin / Stadtbesichtigung
23. - 26. Tag: Heimfahrt über Meersburg - Ingolstadt - Dechsendorf



Also ging es am Dienstag, dem 16. Mai los mit dem Tagesziel Stephanskirchen am Simssee. Dort hatten wir im Weinbergnest (links) bei Familie Aßbichler für die Nacht reserviert. www.weinbergnest.de

Die Strecke nach München bot nur am »Hattenbacher Dreieck« eine Überraschung bereit, weil dort z. Zt. eine Großbaustelle eingerichtet ist und man sich zum Abzweigen auf die A 7 rechts einordnen muss. Was ich versäumte, weil ich nicht aufpasste und so mussten wir auf der A 5 bis zur »AS Alsfeld« und von dort über Land nach Fulda wieder zur A 7 fahren.

Trotzdem waren wir um 16.00 Uhr am Ziel und wurden von Frau und Herrn Aßbichler sehr herzlich begrüsst. Von unserem Zimmer aus sieht man nur Natur, Wiese und Wald (rechts) und kann die Ruhe genießen. Frühmorgens sollen sogar Rehe zu sehen sein !

Wir wollten den »Chiemsee« sehen und fuhren deshalb gleich nach Prien. Das Wetter machte aber nicht mit - die beiden Bilder unten machen es deutlich - es donnerte schon und später regnete es wolkenbruchartig. Also fuhren wir schnell wieder zum »Weinbergnest« und dann zum Abendessen. Frau Aßbichler hatte uns den Seewirt empfohlen und dieser Tipp war gut.


Am nächsten Morgen genossen wir das opulente Frühstück im gemütlichen Frühstücksraum und erzählten Frau Aßbichler von unseren Plänen für die nächsten Wochen (unten links). Die Verabschiedung um 9.00 Uhr war auch wieder sehr herzlich und frohgemut fuhren wir los, über Inzell, Lofer und Zell am See mit dem Ziel »Großglockner-Hochalpenstrasse«. Die erreichten wir - nach einer längeren Rast in Zell am See mit kleinem Stadtrundgang - gegen 11.30 Uhr.

Unterwegs wechselten sich schon Sonne und Regenschauer gegenseitig ab, oben am Großglockner war dann sogar alles dicht, neblig, 3° kalt und sehr windig.

Die bis zu 5 - 6 Meter hohen Schneewände an der Strassenseite lassen mich insgeheim hoffen, dass sich so ein Schneebrett darüber bitte nicht lösen soll, während wir daran oder darunter vorbei fahren. Wär nämlich nicht so gut... ! Hier ein paar Impressionen von dieser Situation:

Alles geht gut und nach genau 27 Kehren kommen wir in Heiligenblut (unten links) an. Und können von dort den Gipfel doch noch sehen; die Wolken und der Nebel haben sich verzogen.
Die Pizzen waren reichlich!

In Lienz (oben rechts) legen wir bei inzwischen gut 20° wieder eine Kaffee- und Tankpause ein, bevor wir die restlichen Kilometer über Dobbiaco / Toblach bis Cortina d'Ampezzo in Angriff nehmen. Und dieser Ort enttäuscht uns, besteht er jetzt im Frühjahr doch fast nur aus Baustellen, geschlossenen Hotels und Geschäften und kaum Restaurants. Wir haben Mühe, eine aperto Pizzeria zu finden!

Die Pizza, die wir hier bekommen, ist allerdings sehr groß und sehr lecker, ebenso der Vino Rosso dazu (links).

Und unser vorbestelltes Hotel
Meuble Villa Neve,
Via B. Franchetti 18

Tel. 0039 0436 2228 (rechts)
ist einfach, aber sauber.
www.hotelvillaneve.it

Ich zeige hier mal ein paar Dolomitenbilder:





Etwas Information über die Dolomiten:
  • Die Dolomiten sind ein Teil der südlichen Kalkalpen und verteilen sich auf die italienischen Regionen Trient-Südtirol (Trentino-Alto Adige) und Venetien (Veneto). Höchster Berg ist die Marmolata mit 3.342 Metern Höhe. Ein zusätzliches bekanntes Massiv sind die sogenannten Drei Zinnen. Das Gebirge besteht zu großen Teilen aus dolomitähnlichem Sedimentgestein.
  • Die größten Wirtschaftsfaktoren der Region sind die Almwirtschaft (größtenteils die Viehzucht), die durch die dortige Bevölkerung betrieben wird, sowie der ganzjährige Tourismus. Bekannteste Orte sind Cortina d'Ampezzo, St. Ulrich, Wolkenstein, Kurfar im Gadertal, San Martino di Castrozza und Canazei.
  • Die Dolomiten bilden das Verbreitungsgebiet der Ladiner und werden daneben von der Sprachgrenze unter Deutsch und Italienisch durchlaufen.
  • Die wichtigsten Massive der Dolomiten heißen:
    Sella / Marmolata /Tofana / Langkofel / Schlernmassiv / Rosengarten / Pala
  • Die wichtigsten Täler heißen: Grödnertal / Gadertal / Fassatal /Fleimstal

Unser Navigationssystem verweigert weiterhin den Dienst und so muss Christel in altbewährter Form mich mit der Karte lotsen. Was aber prima klappt! Und da ich mich im Laufe der Jahre auf die manchmal halsbrecherischen Überholmanöver der italienischen Autofahrer eingestellt habe, regen diese mich auch kaum noch auf.

Auf der Fahrt ab Cortina können wir uns davon überzeugen, daß die Dolomiten eine Region mit weiten, offenen und lichten Tälern ist, durch die die gewaltigen Felsmassive besonders zur Geltung kommen. Die Bilder weiter oben sollen einen kleinen Eindruck davon geben. Und wir geniessen diese Panoramen und überlegen, ob die Region nicht doch mal für einen Skiurlaub infrage kommt.

Weiter geht unsere Fahrt genau nach Süden an Padua vorbei und ab Ferrara ändert sich die Richtung nach Osten auf die Adriaküste zu. Obwohl diese knapp 60 Kilometer bis zur B 309 Autobahn sind, kann man hier nur 80 km/h fahren, weil die Strasse in einem katastrophalen Zustand ist. Der sich ab Porto Garibaldi auf den letzten 35 Kilometern der B 309 bis Ravenna auch nicht ändert. Was aber wiederum vor allem Ostblock-LKW nicht an wilden Überholmanövern hindert. Hier hilft nur »Ruhe bewahren« !

Zu unserer diesjährigen Tourenplanung gehörte auch, die Tagesetappen gering zu planen. Von Cortina bis Ravenna sind es nur cá. 350 Kilometer und so erreichen wir unser Hotel Centrale Byron, Via IV. Novembre Tel. 0039 0544 212.225 (links / www.hotelbyron.com ) in der Innenstadt von Ravenna gegen 16.00 Uhr. Das extrem kleine Zimmer mit Fenster nur zu einem Lichtschacht und am Ende eines langen Ganges bewirkte bei Christel zwar eine gewisse Phobie.

Aber wir trösteten uns damit, daß wir ja nur zwei Nächte hier bleiben. Und in Ravenna sollten die herrlichen Mosaiken im Mittelpunkt unseres Interesses stehen - und das taten sie dann auch. Ich lasse jetzt einfach mal Bilder sprechen:

Mausoleum der Galla Placidia



San Vitale




Baptisterium des Neon



Sant Apollinare Nuovo





Sant Apollinare in Classe


Nachdem wir uns 1 1/2 Tage lang diese wirklich herrlichen und ungeheuer aussagekräftigen, Geschichten erzählenden Mosaiken angesehen hatten, fuhren wir am Morgen weiter nach Perugia, unserem Standquartier für die nächste Woche. Vorher sahen wir uns noch das Mausoleum des Ostgotenkönigs Theoderich des Großen (451/454-526 / links) an, welches am Rande der Stadt liegt. Das Grabmal gilt als besondere architektonische Leistung auf Grund des aus einem einzelnen Monolithen gearbeiteten Dachs.

Und wir als Rentner hatten »ingresso libero« - freien Eintritt !

Von Ravenna nach Perugia hatten wir nur 200 Kilometer über Nationalstrassen zu fahren; konnten uns also die Ruhe antun. Mussten wir auch, denn diese sog. Schnellstrassen waren in katastrophalem Zustand und erlaubten sowieso nur 80 km/h. Unser Hotel ILGO, Via A. Duccio 1 Tel. 0039 075 5736641 (rechts) www.hotelilgo.com erreichen wir nach einigen Orientierungsproblemen nur mit »Lotsenhilfe« eines netten jungen Mannes gegen 14.00 Uhr.

Der gute erste Eindruck, den wir von dem Hotel bekamen, blieb bis zum Ende unseres Aufenthaltes. Ist also als Stadthotel durchaus zu empfehlen. Trotzdem haben wir erst das dritte Zimmerangebot, das man uns machte, dann endlich akzeptiert - von wegen wieder am Ende eines langen Flures, Nichtraucher und so.

Aber dann ging es - nach dem Einräumen unserer Sachen und Frischmachen - gleich zu Fuß in die Stadt. Wo heute, am Samstag, richtig was los war. In Italien muss wohl immer Krach dabei sein; laute Musik und ein regelrechter Volksauflauf an der Fontana Maggiore (inks) zwischen dem Dom »San Lorenzo« und dem Palazzo dei Priori (unten).

Die »Fontana Maggiore« ist der erste mittelalterliche Stadtbrunen Europas; 1254 vom Stadtrat Perugias beschlossen und 1277/78 von Nicola Pisano und seinem Sohn Giovanni geschaffen. Der dreischalige Brunnen weist ein aufwendiges Figurenprogramm auf. Sehr reizvoll sind die Monatsdarstellungen der unteren Schale mit typischen Arbeiten (z.B. Minne im Mai, Weinlese im Herbst, das Schlachten im Dezember) und den Sternzeichen.

Am oberen Becken werden stadtgeschichtlich bedeutende Symbolfiguren aus Antike und Christentum gezeigt - u.a. die »throhnende Roma« mit Krone und Löwenbrosche oder die »Domina Laci«, die Herrin des Trasimenischen Sees, die Fische präsentiert.

Das Wasser für den Brunnen wurde mittels Bleiröhren und einem Aquädukt in das hoch gelegene Zentrum der Stadt geleitet. Reste des Aquäduktes sind heute noch erhalten (rechts).

Am Corso Vannucci, der Flaniermeile der Stadt, liegen die Palasteingänge zum Nobile Collegio della Mercanzia (links), der Kaufmannszunft und zum Collegio del Cambio (unten rechts), der Zunft der Geldwechsler. Hier wird man daran erinnert, dass das Bankwesen eine italienische Erfindung ist - Worte wie Giro, Konto oder Kasse geben davon Zeugnis. Dieser Palast ist mit vielen Fresken von der Hand Peruginos geschmückt.

Im oberen Stockwerk des Palazzo dei Priori ist die »Galleria Nazionale dell'Umbria« untergebracht. Es ist die bedeutendste Gemäldesammlung der Region. Hier kann man die umbrische Malerei und ihre Entwicklung zu einer der großen italienischen Schulen in aller Ausführlichkeit studieren - und das bei für Rentner wieder »Ingresso libero«.

In der Gallerie ist der bedeutendste umbrische Maler, Pietro Vannucci, genannt Perugino, mit einigen Hauptwerken vertreten.

Egregius Pictor Perugino

Perugino (eigentlich Il Perugino), geb. um 1445/48, gest. Februar oder März 1523 in Fontignano bei Città della Pieve ist der Künstlername von Pietro di Cristoforo Vannucci. Er gilt als der wichtigste Meister der »Umbrischen Schule« und war u.a. der Lehrer Raffaels und Michelangelos.

Sein Künstlername bedeutet so viel wie »Der aus Perugia«. In seinem Selbstportrait im Collegio del Cambio (rechts) nennt er sich selbst Egregius Pictor , was Hervorragender Maler bedeutet.

In ärmsten Verhältnissen geboren, lernte er die Malerei unter sehr schwierigen Bedingungen in Perugia und in Florenz. Bald schon machte er sich mit seinen klaren, ausgewogenen Kompositionen und den eleganten Figuren - die er oft vor Landschaftshintergründe stellte, die seine umbrische Heimat erkennen lassen - einen Namen.

Aus der unendlichen Vielzahl seiner Bilder habe ich hier mal zwei eingefügt: